The Changing Earth am 7. Juni 2023
Auch in diesem Jahr laden wir die interessierte Öffentlichkeit herzlich zu unserer Vortragsveranstaltung The Changing Earth ein.
Wie bereits im letzten Jahr wollen wir im Königlichen Pferdestall ein Live-Publikum empfangen. Die Vorträge werden aber auch live bei Youtube übertragen, damit auch Interessierte außerhalb Hannovers an der Veranstaltung teilnehmen können.
In diesem Jahr betrachten wir den Klimawandel in großen und kleinen Skalen.
Regierungsdirektor Guido Halbig vom Deutschen Wetterdienst wird uns zeigen, welche Probleme Städte durch den Klimawandel erfahren und uns mögliche Gegenmaßnahmen vorstellen.
Annette Eicker, Professorin an der Hafen City Universität Hamburg und Teilprojektleiterin in TerraQ, wird dem Publikum erklären, wie wir mit der Satellitenmission GRACE-FO globale Klimawandelprozesse überwachen können.
Im Anschluss an die Vorträge wird es die Möglichkeit geben, sich bei Snacks und Getränken mit den Vortragenden und anderen Anwesenden auszutauschen.
Zusammenfassungen der Vorträge
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Regierungsdirektor Guido Halbig
Städte im Klimawandel: Was erwartet uns, was können wir tun?
Städte sind zugleich Mitverursacher des Klimawandels – durch die Treibhausgasemissionen – und Betroffene des Klimawandels durch Überflutungen, Trockenheit und Hitzebelastungen. Der Weltklimarat (IPCC) schätzt, dass bis zum Jahre 2050 zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Daher ist es wichtig, dass die Städte ihren Anteil an der Minderung der Treibhausgase leisten. Gleichermaßen müssen sich die Städte an die Folgen des Klimawandels anpassen. Hierfür gibt es eine große Zahl an Anpassungsmöglichkeiten, wie das Schwammstadt-Prinzip zur kombinierten Nutzung von Wasserspeicherung zur Abmilderung von Starkregenereignissen und Bewässerung von urbanem Grün. Dachbegrünung, passive Kühlung durch Bäume und begrünte Fassaden sowie technische Maßnahmen können zu einer Verminderung der Wärme- und Gesundheitsbelastung der Stadtbewohnerinnen und -bewohner führen.
Was erwartet uns in der Zukunft? Bleiben die Bemühungen der Staaten, die Emissionen von Treibhausgasen in die Atmosphäre zu reduzieren, auf dem Niveau des Jahres 2020, so erwartet der IPCC in seinem neuesten Bericht eine globale Temperatur bis Ende des Jahrhunderts von etwa 3,2 Grad höher als vorindustriell (1850-1900). Damit würden wir die im Pariser Klimaabkommen festgelegte Obergrenze des Klimawandels (2, besser 1,5 Grad) deutlich verfehlen. Dabei bedeutet jede Zunahme der globalen Erwärmung über 1,5 Grad eine Zunahme von Wetter- und Klimaschäden. Zugleich können bisher erfolgreiche Anpassungsmaßnahmen in einer wärmeren Welt an Wirksamkeit verlieren, bis zu Grenzen der Anpassung: zunehmende und anhaltende Phasen ohne Niederschläge können den Bestand an Stadtbäumen gefährden.
Damit wir auch in Zukunft noch in lebenswerten Städten leben können, bedarf es zugleich sofortiger, umfassender und nachhaltiger Minderung von Treibhausgas-Emissionen sowie zukunftssicherer Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Noch bleibt uns Zeit dafür. Aber wir sollten, wie es der IPCC bildhaft beschreibt, jetzt sofort handeln, um das nur schmale und für kurze Zeit offene Möglichkeitsfenster für eine lebenswerte Zukunft zu nutzen.
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Prof. Dr. Annette Eicker
Die Anziehungskraft von Wasser - Können Satelliten den Klimawandel wiegen?
Wasser bildet die Grundlage allen Lebens auf der Erde, doch durch den Klimawandel und menschliche Übernutzung sind schon heute große Teile der Erde von Wassermangel bedroht. Daher wird ein umfassendes Monitoring der weltweit verfügbaren Wasservorräte und ihrer Veränderungen in Zukunft immer wichtiger werden. Aber wie lassen sich Wasservorräte global beobachten? Um die gesamte Erde zu erfassen, kommen eigentlich nur Satellitendaten infrage. Doch die wichtigste Quelle für die Wasserversorgung ist in vielen Regionen das Grundwasser, welches sich unterhalb der Erdoberfläche befindet und somit für Fernerkundungssatelliten unsichtbar ist.
Wer jedoch schon mal einen vollen Eimer mit Wasser getragen hat, weiß, dass Wasser schwer ist. Auch weitere Auswirkungen des Klimawandels, wie das Schmelzen von Gletschern und Eiskappen, der Anstieg des Meeresspiegels, ein vermehrtes Auftreten von Dürren und Überflutungen sind mit einer Umverteilung von Wassermassen verbunden. Die Satellitenmission GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment) macht sich zunutze, dass jede Änderung von (Wasser-)Massen gleichzeitig die Anziehungskraft der Erde verändert und somit auch die Bahnen niedrigfliegender Satelliten beeinflusst.
So können die GRACE-Satelliten durch hochgenaue Messung von Bahnstörungen die Auswirkungen des Klimawandels "wiegen". In diesem Vortrag wird das Messprinzip der GRACE-Mission vorgestellt und anhand von Beispielen aus Hydrologie, Ozeanographie und Glaziologie erläutert, wie GRACE und ihre Nachfolgemission GRACE-FO in den letzten fast 20 Jahren zu einem verbesserten Verständnis des Systems Erde beitragen und dokumentieren konnten, wie die Menschheit Einfluss auf dieses nimmt.